DECT und GSM: ein Vergleich
Geschwister soll man nicht vergleichen.
DECT und GSM wurden zu unterschiedlichen Zeiten zu unterschiedlichen
Zwecken spezifiziert.
Und doch läßt sich die Verwandtschaft nicht leugnen, es
waren teilweise auch die selben Experten am Werk, die zuerst an GSM und
später an DECT arbeiteten, sozusagen die Väter der beiden Schwestern.
Die Gemeinsamkeiten:
- Beide Standards erlauben, mobil zu telefonieren und Daten zu übertragen.
- Beide Standards ermöglichen Datenübertragung sowohl leitungsvermittelt
als auch paketvermittelt.
- Beide Standards sind wahre europäische Kinder, werden aber inzwischen
(in teilweise anderen Frequenzbereichen) auch in anderen Kontinenten verwendet.
- In beiden Standards wurde die ursprüngliche Abkürzung umgedeutet,
um die veränderten Aspekte des Systems zu betonen.
- GSM: früher Groupe Spéciale Mobile, jetzt Global System
for Mobile Communication
- DECT: früher Digital European Cordless Telephony, jetzt Digital
Enhanced Cordless Telecommunications
- Beide Standards ermöglichen den Zugang nur berechtigten Nutzern, wobei
die Berechtigung räumlich begrenzt und auf bestimmte Dienste
beschränkt sein kann.
- Beide Standards unterstützen die Mobilität kurzfristig (Handover
des Gesprächs in eine andere Zelle) und langfristig (Roaming in fremden
Netzen).
- Beide Standards übertragen die Signalisierung getrennt vom Nutzsignal.
Die Unterschiede von DECT zu GSM:
- DECT ist eine reine Zugangstechnologie, die keine eigene Infrastruktur
hat.
- DECT ist ein dezentrales System, es existiert keine zentrale Steuerung.
- Der Aufenthaltsort des Mobilteils ist dem System nur während
der Verbindung bekannt. Es erfolgt kein Einloggen beim Einschalten.
- DECT benötigt keine Frequenzplanung: Das Mobilgerät benutzt alle
möglichen Frequenzen und kann diese von Zeitschlitz zu Zeitschlitz
ändern.
- DECT benutzt Time Division Duplex (TDD), GSM benutzt Frequency Division
Duplex. Auf DECT sind die Frequenzen nicht ausschließlich für
den Uplink oder ausschließlich für den Downlink bestimmt.
- Der jeweils zu benutzende Kanal wird vom PP festgelegt. Hierzu wird der
am wenigsten gestörte Kanal verwendet.
- Der Kanalaufbau geht immer vom Mobilgerät aus. Wird das Mobilgerät
angerufen, sendet das Festgerät ein Paging-Signal, worauf das Mobilgerät
einen Kanal aufbaut.
- Datenübertragung ist mit bis zu 32 kbit/s pro Kanal möglich
(GSM: 9.6 kbit/s, demnächst auch 14.4 kbit/s).
- Eine Kanalbündelung ist möglich und kann auch unsymmetrisch aufgebaut
werden, bis zu einem Maximum von 23:1 Zeitschlitzen.
- ISDN wird transparent übertragen.
- Der DECT-Handover wird nahtlos (seamless) durchgeführt, wobei kurzzeitig
zwei Verbindungen (auf verschiedenen Zeitschlitzen) bestehen.
- DECT besitzt keine Anpassung an Signallaufzeiten (Timing Advance) wie GSM.
- DECT wurde für kleine Geschwindigkeiten der PP (max 20 km/h) definiert,
GSM für deutlich höhere.
Letzter Update: 25. September 2002
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